Haltung

 

An dieser Stelle möchte ich einige Tipps zur Haltung von Chrysemys picta dorsalis geben. Dabei handelt es sich um meine persönlichen Erfahrungen. Andere Halter mögen anderweitige Erfahrungen gemacht haben und abweichende Ratschläge geben. Daher mein Tipp: Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich über die Haltungsbedingungen und bilden Sie sich anschließend Ihre eigene Meinung. Es gibt nicht immer nur eine Möglichkeit etwas richtig zu machen … die Themen sind alphabetisch geordnet.

 

 

Aquaterrarium

Je größer, desto besser! Als Mindestmaße für zwei Tiere empfehle ich Aquarien mit 100 x 40 x 50 cm Kantenlängen (ca. 200 Liter). Ich halte meine Tiere in einem 300 Liter Becken, das vollständig mit Wasser gefüllt ist. Der Sonnenplatz liegt außerhalb und ist über eine kleine Rampe erreichbar. Auf diese Weise steht den Tieren das gesamte Becken als Schwimmraum zur Verfügung. Schildkröten sind Kletterkünstler. Das Aquarium sowie das Landteil sollten daher ausbruchsicher gebaut sein.

Hier finden Sie einige Bilder mit Einrichtungsbeispielen.

 

 

Beleuchtung

Als Grundbeleuchtung dient eine HQL-Lampe (Quecksilberdampf-Lampe), die in ihrem Lichtspektrum dem natürlichen Sonnenlicht ähnelt. HQL-Lampen gibt es mit verschiedenen Wattzahlen und benötigen ein Vorschaltgerät. Dieses ermöglicht es mir auch, zwischen 80 und 125 Watt zu wechseln. Zur Schaffung einer lokalen Wärmequelle auf dem Landteil dient ein Spotstrahler (40—60 Watt), der den Sonnenplatz auf 30 bis 40°C erwärmt. Die Tiere suchen diese Stelle instinktiv auf und sonnen sich gerne mehrere Stunden lang.

Die Beleuchtungsdauer passe ich dem Jahresverlauf an. Im Sommer brennen die Lampen daher länger als im Winter. Zudem schalte ich die HQL-Lampe im Winterhalbjahr auf 80-Watt-Betrieb um. Dies spart einerseits Strom und reduziert gleichzeitig die Lichtintensität; schließlich strahlt die Sonne im Winter auch weniger intensiv. Zeitschaltuhren sorgen dafür, dass sich die Lampen noch bei Tageslicht ausschalten und die Tiere die Dämmerung miterleben.

 

 

Bodengrund

Als Bodengrund benutze ich Kies verschiedener Körnungen. Vielfach lese ich, dass Halter empfehlen ganz auf einen Bodengrund zu verzichten. Dies dient jedoch lediglich dem Halter, der sich hierdurch die Reinhaltung des Aquariums vereinfacht. Meine Tiere durchsuchen den Bodengrund gerne ausgiebig nach Futter oder graben sich kleine Mulden, in denen sie, gerne auch mal halb unter einer Wurzel oder einem Stein versteckt, schlafen. Da die Tiere sich ihr Futter in Gefangenschaft ohnehin nicht selbst fangen müssen, möchte ich ihnen diese Beschäftigungsmöglichkeit nicht vorenthalten. Zudem sieht das Aquarium mit Bodengrund auch deutlich schöner aus!

Kies würde ich Sand vorziehen. Die Oberfläche ist insgesamt kleiner, wodurch es weniger freie Plätze für anaerobe Bakterien gibt, die sich über Futterreste hermachen und dafür sorgen, dass der nächste Wasserwechsel nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Einmal pro Jahr wechsle ich den Kies komplett aus. Auch wenn der Bodengrund regelmäßig gereinigt wird, sammeln sich im Laufe der Zeit Futterreste an.

 

 

Dekoration

Zum Dekorieren eigenen sich die verschiedensten Gesteinssorten und Wurzeln. Häufig können diese auch direkt vor der Haustüre gesammelt werden und müssen nicht teuer im Zoogeschäft oder Baumarkt gekauft werden. Steine, Wurzeln und generell alles aus der freien Natur sollten jedoch zuerst gründlich gereinigt werden. Meine Kröten verstecken sich gerne unter Wurzeln. Hierzu graben sie sich auch Mulden in den Kies. Allzu waghalsige Konstruktionen, z.B. zu einer Art Höhle übereinander gestapelte Schieferplatten, sollten vermieden werden, da sie durch die Aktivität der Tiere zerstört werden und zu Rissen an den Glasscheiben des Aquariums führen können.

Anfangs habe ich auch mit echten Wasserpflanzen dekoriert. Da diese von den Tieren aber auch gerne mal gefressen werden, benutze ich nur noch unechte Pflanzen. Dabei können Plastikpflanzen echten Pflanzen täuschend ähnlich sehen. Freuende und Bekannte bemerken den Unterschied zumeist nicht.

 

 

Eiablageplatz

Weiblichen Tieren müssen Sie einen Eiablageplatz zur Verfügung stellen. Die Tiere werden —  auch wenn sie niemals ein Männchen zu Gesicht bekommen —  Eier ablegen. Fehlt das Männchen, sind diese jedoch auf jeden Fall unbefruchtet. Findet das Weibchen keine passende Gelegenheit zur Ablage kann eine auftretende Legenot zum Tod der Tiere führen. An Legenot leidende Tiere müssen in jedem Fall dem Tierarzt vorgestellt werden, der die Eier im Extremfall operativ entfernen muss.

Ich biete meinem Weibchen einen Eiablageplatz auf dem Landteil an, welchen es ausgiebig nutzt. Hierzu habe ich ein Stück des Landteils mit der Stichsäge herausgeschnitten und einen Plastik-Blumentopf eingesetzt. Diesen habe ich mit einem Torf-Sand-Gemisch im Verhältnis 2:1 befüllt. Der Topf ist so tief, dass das Weibchen den Boden beim Graben keinesfalls erreichen kann. Der Torf sorgt über längere Zeit für eine ausreichende Feuchtigkeit. Anfangs musste ich feststellen, dass mein Weibchen den ihr angebotenen Platz kritisch prüft. Zuerst grub sie ein kleines Loch und steckte anschließend ihren Kopf hinein. Man kann davon ausgehen, dass sie dabei vor allem instinktiv wahrnimmt, ob die Feuchtigkeit des Substrates ausreicht, um Eier abzulegen. War das Gemisch nicht mehr ausreichend durchfeuchtet, verließ die Kröte den Platz (ohne das Loch wieder zuzuschaufeln) und kam am nächsten Tag wieder. Diesen Vorgang wiederholte sie so lange, bis ich ihr ein neues, diesmal ausreichend feuchtes, Substrat anbot.

 

 

Filter

Die Filterleistung sollte für die Größe des Beckens bewusst überdimensioniert gewählt werden, da Schildkröten deutlich größere Hinterlassenschaften zurücklassen als zum Beispiel Fische (wenigstens als die Fische, die ich so kenne und die man landläufig in Aquarien hält). Für mein 300-Liter-Becken nutze ich einen Eheim-Außenfilter (Professional II, 2028) mit einer Filterleistung von über 1000 Litern pro Stunde. Das gesamte Wasser durchläuft den Filter also dreimal in einer Stunde. Eheim-Filter mögen etwas teuerer sein als die der Konkurrenz. Meiner leistet mir seit nunmehr 6 Jahren gute Dienste. Bei einer notwendigen Reparatur  -  lange nach Ablauf der gesetzlichen Gewährleistung  -  zeigte sich Eheim zudem sehr kulant und reparierte das Gerät kostenlos.

Im Sommer muss das Wasser aufgrund der höheren Stoffwechselaktivität der Tiere öfters gewechselt werden als im Winter. Ich führe dann ca. alle 2 bis 3 Wochen einen kompletten Wasserwechsel durch (ca. 30 Liter des alten Wassers verbleiben jedoch im Aquarium). Eine komplette, intensive Reinigung des Filters ist ca. alle 2 bis 3 Monate fällig.

 

 

Futter

Gefüttert werden kann, was die Tiere fressen. Je abwechslungsreicher, desto besser. Ich biete meinen Tieren z.B. Gammarus (Bachflohkrebse, getrocknet), Stinte (Süßwasserfische, getrocknet), Wasserfliegen (getrocknet oder als Frostfutter), Mehlwürmer (getrocknet oder lebend), Wasserflöhe (Daphnien; getrocknet, als Frostfutter oder lebend), rote Mückenlarven (getrocknet, als Frostfutter oder lebend) und Regenwürmer (getrocknet) an.

Außerdem verfüttere ich Forelle, die ich folgender Maßen aufbereite: Eine frische Forelle wird kurz in kochendes Wasser gegeben. Anschließend lässt sich das Fleisch einschließlich der Haut, Schuppen und kleineren Flossen gut von den Gräten lösen. Alles bis auf die Gräten und den Kopf gebe ich mit etwas Wasser in einen Mixer und homogenisiere das Material. Danach gebe ich ein Päckchen Gelatine-Pulver hinzu und fülle die Masse in Portionsbecher für Eiswürfel. Diesen Forellen-Pudding kann man bequem in der Tiefkühltruhe bevorraten. Je nach Geschmack der Kröten kann auch Gemüse untergemischt werden. Hiervon sind meine Kröten jedoch keine Fans. Die Gabe von Vitaminen in Form von Vitaminpräparaten ist auf diese Weise ebenfalls möglich.

Einige Kröten fressen auch gerne an an der Wasseroberfläche treibenden Kräutern. Wasserpflanzen werden ebenfalls gefressen, weshalb ich von echten, lebenden Pflanzen zur Dekoration ganz abgekommen bin.

 

 

Geschlechtsbestimmung bei Nachzuchten

Bei vielen Reptilien wirkt sich die Temperatur im Gelege maßgeblich auf die Entwicklung des Geschlechtes aus. Demnach schlüpfen bei Vorherrschen bestimmter Temperaturen eher Männchen oder Weibchen aus den Eiern.

Durch Steuerung der Temperatur kann der Züchter versuchen Einfluss auf das Geschlecht seiner Nachzuchten zu nehmen. Da die Temperaturbedingungen aber auch innerhalb eines Geleges je nach Inkubationsmethode mehr oder weniger stark schwanken können, lässt sich das Geschlecht niemals verbindlich voraussagen. Dieser Umstand sollte bei der Anschaffung mehrerer Tiere berücksichtigt werden. Lesen Sie hierzu bitte auch den Abschnitt zur Vergesellschaftung und gleichzeitiger Haltung männlicher und weiblicher Tiere. Bei Chrysemys picta dorsalis lässt sich das Geschlecht zumeist erst nach ca. 1-2 Jahren sicher bestimmen. Männliche Jungtiere zeigen dann bereits häufig die charakteristischen langen Vorderkrallen sowie einen langen Schwanz. Zudem bleiben sie deutlich kleiner als weibliche Tiere, bei denen sich die Länge der Vorderkrallen nicht wesentlich von der der Hinterkrallen unterscheidet. Auch der Schwanz bleibt kürzer und die Kloake liegt näher zum Panzer hin.

 

 

Heizung

Für die Erwärmung des Wassers nutze ich einen einfachen Heizstab mit 200 Watt. Wie die Beleuchtungsdauer, passe ich auch die Wassertemperatur dem Jahresverlauf an. Im Sommer sorge ich für ca. 28°C Wassertemperatur. Im Winter wird die Heizung für ca. 2 Monate ganz ausgeschaltet. Da das Aquarium im beheizten Wohnzimmer steht, sinkt die Temperatur auf eine für die Winterruhe  ausreichende Temperatur von ca. 12°C ab.

Bei der Verwendung eines Heizstabes sollte unbedingt eine Vorsicherung verwendet werden, die dafür sorgt, dass der Strom im Falle eines Glasbruches sofort abgeschaltet wird. Sie sollten außerdem daran denken, den Heizstab bei einem Wasserwechsel von der Stromversorgung zu trennen.

 

 

Landteil

Das Landteil liegt außerhalb des Aquariums und ist für die Tiere über eine kleine Rampe zu erreichen. Die Tiere halten sich oft mehrere Stunden lang unter der Wärmelampe auf und sonnen sich dabei ausgiebig. Als Wärmequelle dient ein einfacher Spotstrahler (40-60 Watt), der den Sonnenplatz auf 30 bis 40°C erwärmt. Bei der Gestaltung des Landteils können Sie Ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis stellen und z.B. verschiedene Steine, Holz und Pflanzen zur Dekoration verbauen. Hier finden Sie Dekorationsbeispiele.

Als Basis dient mir eine Holzplatte, die ich zum Schutz vor Feuchtigkeit mit Teichfolie beklebe. Darauf verteile ich anschließend großzügig Silikon und überschütte die Platte mit Kies. Nicht verklebter Kies kann nach dem Trockenen des Silikons einfach durch Wenden der Platte entfernt werden.

Werden weibliche Schildkröten gehalten, muss das Landteil den Tieren eine geeignete Möglichkeit zur Eiablage bieten. Weibchen werden früher oder später Eier ablegen —  auch wenn Sie kein Männchen halten.

 

 

Paarung und Eiablage

Das Paarungsspiel von Chrysemys picta dorsalis ist leider etwas einfältig. Dabei schwimmt das Männchen frontal auf das Weibchen zu, streckt beide Vorderfüße parallel zum eigenen Kopf aus und zittert immer wieder mit diesen. Mein Weibchen findet das nur selten beeindruckend, aber von Zeit zu Zeit wohl beeindruckend genug.

Die bevorstehende Eiablage — auch die unbefruchteter Eier — kündigt sich meist dadurch an, dass das Weibchen unruhig wird. Meist schon in den frühen Morgenstunden verlässt das Tier das Wasser und sucht nach einem geeigneten Platz für die Eiablage. Mein eigenes Weibchen wiederholt diesen Vorgang die ersten ein bis zwei Wochen vor der Ablage immer wieder ohne Eier abzulegen. Irgendwann jedoch, fängt sie an mit den Hinterbeinen ein Loch auszuheben, in das 4 bis 6 Eier gelegt werden. Die Tiere sollten während der Eiablage nicht gestört werden, da sie ansonsten flüchten und die Ablage nicht beenden. Das Loch wird anschließend wieder zugeschart und die Erde mit dem Bauchpanzer fest angedrückt. Häufig werden mehrere Gelege im Jahr vergraben. Mein Weibchen brachte es in einem Sommer auf vier Gelege. In der Regel sind es jedoch zwei Gelege, die im Abstand von ca. 6 bis 8 Wochen vergraben werden.

 

 

Stromsicherung

Bei der Verwendung eines Heizstabes sollte eine entsprechende Sicherung verwendet werden, die dafür sorgt, dass die Stromversorgung, z.B. bei einem Glasbruch des Heizstabes, sofort abgeschaltet wird.

 

 

Vergesellschaftung und gleichzeitige Haltung männlicher und weiblicher Tiere

Über das Thema Vergesellschaftung gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Verschiedene Arten mit ähnlichen Ansprüchen können zusammen gehalten werden, wenn sich die Tiere vertragen. Häufiger wird das Thema im Zusammenhang mit der Haltung männlicher und weiblicher Tiere diskutiert. Einige Züchter halten Männchen und Weibchen strikt getrennt. Nur zur Paarungszeit werden die Tiere aufeinander los gelassen. Dieser Umstand rührt daher, dass sich einige Männchen gegenüber den umworbenen Weibchen immer wieder auch aggressiv verhalten. Dies kann sich zum Beispiel darin äußern, dass sich die männlichen Tiere an Hautfalten des Weibchens festbeißen und erst nach langer Zeit wieder von den Weibchen ablassen. Es soll weibliche Schildkröten geben, die daher das Landteil so gut wie nicht mehr verlassen.

Schildkröten sind keine Einzelgänger. In der freien Wildbahn haben weibliche Schildkröten jedoch die Möglichkeit aggressiven Männchen besser aus dem Weg zu gehen. Bei einer Paarhaltung im Aquarium ist dies natürlich nicht ohne weiteres möglich. Wenn Sie junge Schildkröten erwerben, ist das Geschlecht auch bei künstlicher Bebrütung nicht immer sicher vorhersagbar. Sie sollten daher vor dem Kauf überlegen, ob sie die räumlichen Möglichkeiten haben ein aggressives Männchen von weiblichen Schildkröten zu trennen. Meine Schildkröten halte ich ohne Probleme in einem Aquarium. Die gleichzeitige Haltung von zwei Weibchen ist in der Regel unproblematisch.

 

 

Winterruhe

Chrysemys picta dorsalis hält keinen klassischen Winterschlaf. Die Tiere müssen daher auch nicht aus dem Becken genommen und z.B. in den Kühlschrank oder an einen ähnlich kalten Ort überführt werden. Je nach Standort des Aquariums kann es ausreichen den Heizung für 1-2 Monate auszuschalten. Auf diese Weise erreiche ich in meinem Aquarium in den Monaten Dezember und Januar eine Temperatur von ca. 12°C. Diese Umgebungsbedingungen sorgen für eine ausreichende Winterruhe, in der die Tiere eine stark verminderte Aktivität zeigen. Nahrung wird so gut wie nicht mehr aufgenommen, die Tiere schlafen viel und kommen nur selten zum Atmen an die Wasseroberfläche.

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